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Wie das Aarhus den Digitalisierungsstau auflöste

Die Stiftung Aarhus begleitet Kinder und Erwachsene mit einer körperlichen oder mehrfachen Beeinträchtigung beim Lernen, Arbeiten und Wohnen. Dank der konsequenten Nutzung von socialweb hat sich das Aarhus zu einer Vorreiterin in der digitalen Organisation entwickelt. Ob Pflegeplanung, Zeiterfassung oder Rechnungsstellung: Sämtliche Abläufe werden über ein einziges System gesteuert. Verantwortlich dafür ist Tobias Hauser, der Leiter Abteilung Erwachsene, der alle Mitarbeitenden ins Boot holte. 

Die Nussbaumallee in Gümligen ist geprägt von Stiftungen, Spitälern und Alterszentren. Das Aarhus  liegt am Ende der Allee, die eigentlich keine ist. Im Innern ist es weihnachtlich dekoriert, mehrere Bewohnende betreuen den Laden im Eingangsbereich, sie verkaufen Selbstgemachtes aus Holz, Papier und Stoff. «Hallo Tobias» ruft René, einer der Bewohnenden und mustert mich eingehend. «Im Shop ist immer etwas los, darum sind die Bewohnenden gerne hier», sagt Tobias Hauser. Er ist ausgebildeter Sozialpädagoge, seit 13 Jahren in der Stiftung tätig und seit fünf Jahren verantwortlich für die Erwachsenenabteilung. Im August 2023 übernahm er zusätzlich das Amt des stellvertretenden Direktors. 

Tobias Hauser im Porträt mit schwarzem Hemd

Tobias Hauser: «Wir wollen mit unserer täglichen Arbeit die Lebensqualität unserer Bewohnenden erhöhen.»

Auf dem Weg in sein Büro passieren wir den Fahrzeugpark der besonderen Schule, Rollstühle, Geh- und Stehhilfen, und andere Gefährte, reihen sich aneinander. «Das Orthopädie-Team ist mindestens einen Tag pro Woche hier im Haus, jedes Kind braucht eine massgefertigte Unterstützung», so Hauser. Man hat das Gefühl, IT sei höchstens zweitrangig. Trotzdem läuft ohne Technologie nicht viel im Aarhus. «Wir hatten einen Digitalisierungsstau, aber der ist behoben. Neben Microsoft ist socialweb die wichtigste Software bei uns im Haus. Wie wir früher mit Excel-Listen gearbeitet haben, war vorsintflutlich», sagt Tobias Hauser. 

Tobias Hauser und René begegnen sich auf dem Flur.
Ein kurzer Austausch auf dem Korridor: Die Begegnungen zwischen René (rechts), Bewohner des Aarhus, und Tobias Hauser, Leiter der Abteilung Erwachsene, bereichern den Alltag beider.
Der Laden
Ein breites Angebot an Selbstgemachtem: Der Laden beim Eingang ist ein beliebter Treffpunkt der Bewohnenden, auch bei Carolina.
Der Wagenpark
Parkierte Fahrzeuge vor einem Schulzimmer: An der besonderen Volksschule werden Kinder von 4 bis 18 Jahre unterrichtet. Neben integrativer Förderung und Logopädie gehören auch Pflege und Therapien zum Schulalltag.
Blick in eine Zimmer-1
Blick in ein Wohngruppenzimmer: Die Bewohnenden gestalten den Raum individuell und die Einrichtung unterstützt sie im täglichen Leben.

Verantwortlicher wider willen

In den vergangenen eineinhalb Jahren hat das Aarhus seine gesamte IT-Landschaft umgestellt. Citrix wurde abgeschafft, SharePoint eingeführt, Abacus in die Cloud verschoben – und schliesslich wurde socialweb eingeführt. «Wenn schon eine neue Software, dann richtig», dachte sich Tobias Hauser damals. «Alles andere macht keinen Sinn.» So wurde er intern verantwortlich für das Projekt. Im Juli 2023 erhielten die ersten Mitarbeitenden ihre Zugänge zu socialweb, ab Mitte Oktober arbeiteten schliesslich alle 345 Angestellten damit. Sogar Hauswirtschaft und Reinigungspersonal nutzen die Software inzwischen für die Zeiterfassung. 

Am längsten zögerte die Abteilung Therapie, die komplexe Anforderungen mitbrachte und erst überzeugt werden wollte. «Ich habe viel Überzeugungsarbeit geleistet, um sie auf den socialweb-Weg mitzunehmen», sagt Hauser. Die Mitarbeitenden der Abteilung Therapie gaben danach jedoch Gas: «Inzwischen läuft die gesamte Terminplanung der Therapien und die Organisation der Arztkonsultationen über socialweb. Und sie sind zufrieden», sagt Tobias Hauser nicht ohne Stolz.


Tobias Hauser ist derzeit der einzige Superuser von socialweb. «Weil keine weiteren Schlüsselpersonen eingebunden wurden, liegt die Verantwortung für sämtliche Aufgaben rund um das System bei mir – obwohl ich dafür eigentlich zu wenig Zeit habe.» Sein wichtigstes Fazit: Superuser sollten von Beginn an definiert und in die Entwicklung eingebunden werden. Ausserdem empfiehlt er, den IT-Change schrittweise, statt auf einmal umzusetzen.

«Mir gefällt die Bereitschaft, die Software immer weiterzuentwickeln, darauf könnt ihr stolz sein. Die Flexibilität, die Beweglichkeit und den Support von socialweb finde ich sehr stark.».

Tobias Hauser

Leiter Abteilung Erwachsene und Stv. Direktor Aarhus Gümligen

Alle Module, alle Möglichkeiten

Heute ist das Aarhus eine von wenigen Institution in der Schweiz, die sämtliche Module von socialweb nutzt: Journal, Aufgaben, Termine, Dateien, Pflege, System, Kontakte, Planung und Zeiterfassung. Beim Modul Leistungen/Rechnungen sind sie noch mitten im Einführungsprozess. Sie starteten mit der Abteilung Therapie, weil diese mit vielen Leistungsträgern wie beispielsweise Krankenkassen und der IV, abrechnet. Als Nächstes werden Aufenthaltskosten für die anderen Abteilungen über socialweb abgerechnet. «Das stelle ich mir nach den Therapien unkompliziert vor», sagt Hauser zuversichtlich. Die Konfigurierung des Moduls Prozesse startete Ende 2024.

Tobias Hauser im Interview

Tobias Hauser führt sehr gerne Projekte durch, auch deshalb wurde er Projektleiter für socialweb.

Argumente statt Druck

Für die Konfigurierung sassen sie wöchentlich mit Matthias Andenmatten und dem weiteren Projektteam zusammen und setzten die Anforderungen um. «Ich mag die Konfigurierungssitzungen mit socialweb, das fordert mich. Meine grösste Herausforderung war eine andere: die internen Leute mitzunehmen und sie von socialweb zu überzeugen. Das war sehr anspruchsvoll und klappte nur, weil ich auf die Rückendeckung des Direktors zählen konnte. Er hat das Projekt von Anfang an gestützt und für die nötigen Ressourcen und Rahmenbedingungen gesorgt». Tobias Hauser arbeitete nicht mit Druck, sondern mit Überzeugungsarbeit. «Hier war Matthias Andenmatten und sein Team eine grosse Unterstützung, sie sind kompetent, rhetorisch gut und schnell im Kopf». 

Keti Iashvili lachend

«Ohne socialweb geht bei uns nichts mehr. Ich bin sehr zufrieden, weil alles in einem Tool untergebracht ist.»

Keti Iashvili

Leiterin Wohngruppe Rot

Keti Iashvili, die Leiterin der Wohngruppe Rot, schätzt besonders die einfache Handhabung von Stammdaten in socialweb: «Wenn ich für einen Bewohnenden einen Arzttermin vereinbaren muss, sehe ich mit einem Klick alle nötigen Infos. Das ist sehr übersichtlich.» Auch für die interdisziplinäre Zusammenarbeit hat sich die Software bewährt: «Ich kann alle Personen, wie Therapeut:innen oder die Nachtwache, markieren, die eine Nachricht erhalten müssen. Und mit der Kommentarfunktion können viele Infos auch im Nachhinein geklärt oder eingeholt werden,» sagt Keti Iashvili.

Die Idee für eine Weiterentwicklung

Tobias Hauser in der Rolle als Leiter Erwachsene schätzt die gute Übersicht in socialweb: «Ich kann mir alle aussergewöhnlichen Vorfälle oder Fehlmedikationen inklusive Kommentare anzeigen lassen, das macht es uns einfach, der Aufsichtspflicht des Kantons nachzukommen». Für aussergewöhnliche Vorfälle, Fehlmedikationen und Krisen hat das Aarhus gesteuerte Prozesse mit Checkboxen und Textbausteinen angelegt. Sonst ist die Journalführung frei.

Was beide herausstreichen: «socialweb setzt eine gewisse Selbstverantwortung voraus. Es ist eine Software, die bedient werden muss. Sie hat keine Automatismen. Das hat viele Vorteile, aber auch Nachteile», sagt Tobias Hauser. Keti Iashvili findet, dass selbst Mitarbeitende ohne Deutsch als Muttersprache gut zurechtkommen und neue Teammitglieder schnell eingearbeitet sind – denn diese müssen nur ein einziges Tool erlernen.

Zum Abschluss macht Tobias Hauser einen Vorschlag für eine Weiterentwicklung: «socialweb könnte ein neues Modul ‚Facility Management (Küche, Essen)‘ entwickeln. Die Software weiss bereits, wer wann anwesend ist. Diese Daten müssten nur noch mit Plänen und Leistungen verknüpft werden. Für unsere Grösse wäre das eine grossartige Erweiterung», sagt Hauser und lächelt.

Die Stiftung Aarhus

Die Stiftung Aarhus unterstützt seit fast 70 Jahren Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit einer körperlichen oder mehrfachen Beeinträchtigung beim Lernen, Arbeiten und Leben. Im Rahmen von Leistungsverträgen mit dem Kanton Bern führt sie eine besondere Volksschule mit Internatsangebot, weitere Wohngruppen mit Ateliers und betreut Menschen an mehreren Standorten in Gümligen, Wichtrach und Zollikofen.

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Ihr Ansprechpartner

Matthias Andenmatten
Bereichsleiter socialweb