Kompetenzzentrum für berufliche Integration und Sehberatung

«Alle haben Berührungspunkte mit socialweb»


obvita ist eine der grössten und ältesten sozialen Institutionen in St. Gallen. Vor einem Jahr führte die Institution im gesamten Betrieb die Software socialweb ein. Warum die Konfigurationsphase intensiver war als die Einführung und was er heute anders angehen würde, erklärt Matthias Lorenz, verantwortlich für die Berufliche Integration bei obvita.

Es ist ein nassgrauer Tag in St. Gallen, ich erkenne kaum meine Hand vor den Augen. Auf dem weitläufigen Areal von obvita ist trotz des miserablen Wetters reger Betrieb. Die grossen Tore der Produktion stehen offen, ich höre eine Fräse und lautes Reden, um die Maschine zu übertönen. Aus dem Regen tauchen immer wieder Menschen in wasserdichten Arbeitskleidern mit Werkzeugen auf. Erhöht thront das historische Blindenheim, es ist umgeben von mehreren topmodernen Gebäuden.

Rechts das Blindenheim von 1907, links das Kompetenzzentrum von 2020

Links das Kompetenzzentrum eröffnet 2020, rechts das Blindenheim von 1907: Seit seiner Gründung im Jahr 1901 steht der Ostschweizerische Blindenfürsorgeverein (OBV) für Menschen mit Beeinträchtigungen ein. Damals noch hauptsächlich für sehbehinderte und blinde Menschen. Im Jahr 2011 wurde aus dem «OBV» «obvita», das soziale Unternehmen.

 Auftrag: Lebensqualität schaffen

«Wir begleiten hier Menschen mit Sehbeeinträchtigungen, Entwicklungsschwierigkeiten und psychischen Problemen – vom Kleinkindalter über die Ausbildung bis hin zur Arbeitsintegration und beim Wohnen», sagt Matthias Lorenz, vom Geschäftskreis berufliche Integration. Er und sein Team sind verantwortlich für Ausbildungsplätze, für die Ausbildungsbegleitung, die interne Schule, alle Integrationsmassnahmen und das Jobcoaching. 

Matthias Lorenz in grauem Polo T-Shirt

«Wir schaffen einen Platz für Menschen mit Beeinträchtigungen in der Gesellschaft und geben ihnen eine Struktur.»

Matthias Lorenz

Geschäftskreis berufliche Integration

Ein System bauen, das für alle passt

obvita ist in die Bereiche Sehberatung, Berufliche Integration, Arbeit und Wohnen aufgeteilt und jede Abteilung hat verschiedene Anforderungen an ein Softwaresystem. «Alle haben unterschiedliche Zuweiser, unterschiedliche Klient:innen, was Alter oder Themen angeht, und hier eine Softwarelösung zu bauen, die für alle passt, war eine riesige Herausforderung», sagt Matthias Lorenz.

Die Suche nach einer passenden Lösung begann 2021 durch die Projektgruppe und dauerte etwa zwei Jahre. Anfang 2023 fiel die Entscheidung für socialweb. Es wurde eine Konfigurationsgruppe gebildet, der Matthias Lorenz angehörte. «In den ersten Monaten kümmerten wir uns um das Abbilden der Grundstruktur und unserer Prozesse in socialweb und wählten die Module aus, die wir brauchten.»

Ab Juli 2023 erfolgte die Datenmigration, die Datenerfassung und die Schnittstellenprüfung mit dem Hauptsystem Abacus. «Es war eine sehr intensive Zeit, im Kernteam der Konfigurationsgruppe waren damals neun Fachpersonen von obvita und eine Projektleiterin von socialweb. Die Idee war, gemeinsam alle zwei Wochen die Implementierung voranzutreiben. Rasch stellten wir fest, dass wir zusätzlich zu den Meetings mit socialweb interne Absprachen brauchen. Die nötigten zeitlichen Ressourcen haben wir zu Beginn unterschätzt», sagt Matthias Lorenz.

Kompetenzzentrum für berufliche Integration und Sehberatung

Im Kompetenzzentrum für berufliche Integration und Sehberatung finden sehbehinderte Menschen und Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen Unterstützung.

Herausforderung interne Wechsel

Die Projektgruppe bestand aus Personen, die im direkten Kontakt mit Klient:innen arbeiten. Die Einführung bedeutete somit Mehrarbeit neben dem Alltagsgeschäft. «Das beanspruchte uns alle sehr. Es tauchten auch Fragen zu Prozessen und Abläufen auf, die wir zuerst intern diskutieren und festlegen mussten, bevor wir sie in socialweb abbilden konnten», erklärt Matthias Lorenz.

Durch die Dauer des Projekts, kam es auch immer wieder zu personellen Wechseln innerhalb der Projekt- und Konfigurationsgruppe. «Das war eine grosse Herausforderung, da die Personen geschult werden und sich neu in die Komplexität des Systems einfinden mussten. Die ursprüngliche Konfigurationsgruppe von neun Personen schrumpfte in der Zeit auf vier Mitglieder», so Matthias Lorenz

Lorenz und Jann

Kathrin Jann (rechts) arbeitet in der Abteilung Personal und vergibt die Rechte in socialweb. Sie war in der Einführungsphase Key Userin der Software und arbeitete eng mit Matthias Lorenz zusammen.

Prozesse neu denken

socialweb führte dazu, dass das Team die Bedürfnisse der verschiedenen Bereiche besser kennenlernte. «Wir mussten genau wissen, was die anderen machen und brauchen. Das war sehr spannend und ist es heute noch. Wenn ich neue Anforderungen der Basis an das System nicht nachvollziehen kann, lasse ich sie mir erklären», sagt Matthias Lorenz.

Durch die Einführung von socialweb hat obvita seine Prozesse weiterentwickelt: «In unserem alten System verschickten wir Journaleinträge per E-Mail. In socialweb ist das nicht mehr nötig. Stattdessen versenden wir Chatnachrichten, weisen auf Einträge hin und erfassen Notizen. Dies ist nicht nur benutzerfreundlicher, sondern auch aus Datenschutzsicht deutlich besser, da alle Informationen sicher innerhalb des Systems bleiben», erklärt Matthias Lorenz.

Erfolgsmodell Key User

Die Rückmeldungen zu socialweb bei Matthias Lorenz in der beruflichen Integration sind durchwegs positiv. «Da kommt auch mal jemand und meint: Hey, grossartiges System, ich bin sehr happy.» Jeder Bereich hat eigene Key User, diese fangen die wichtigsten Fragen ab und tauschen sich regelmässig untereinander aus. «Sie sind mitverantwortlich, immer mehr interne Prozesse in socialweb abzubilden. Und die Key User Gruppe nimmt sich dann auch der Umsetzung der Idee an.»

Der webbasierte Zugriff von socialweb ist ein grosser Vorteil: «In der Sehberatung können die Mitarbeitenden von überall zugreifen, also auch unterwegs und es wird alles automatisch gespeichert. Das ist eine grosse Vereinfachung zu früher. Das alte System stürzte immer wieder ab, darum setzten viele auf die bewährte Papierakte.» Weil socialweb so stabil läuft, wird obvita mittelfristig nur noch digital arbeiten. «Und wir wollen alle Informationen zu Klient:innen nur noch in socialweb haben und nicht mehr auf irgendwelchen Laufwerken», sagt Matthias Lorenz.

«Nach einem Jahr können wir sagen: Das System erleichtert unseren Alltag, funktioniert sehr zuverlässig und deckt unsere Bedürfnisse sehr gut ab».

Matthias Lorenz

Geschäftskreis berufliche Integration.

Positives Fazit nach einem Jahr

«Die Einführung von socialweb war eines der grössten Projekte bei obvita in den letzten zehn Jahren», resümiert Matthias Lorenz. Heute wird das System in allen Bereichen eingesetzt – von der Sehberatung über die Ausbildung bis zur Arbeitsintegration und Wohnbegleitung. «Es gibt so gut wie niemanden, der keine Berührungspunkte mit socialweb hat. Nach einem Jahr können wir sagen: Das System erleichtert unseren Alltag, funktioniert sehr zuverlässig und deckt unsere Bedürfnisse sehr gut ab.»

Matthias Lorenz teilt seine Erkenntnisse aus dem Implementierungsprozess:

Zeit für Konfiguration einplanen

Ausreichend Ressourcen für das Kennenlernen und die Abstimmung zwischen den Abteilungen und unterschiedlichen Prozessen der internen Bereiche sind entscheidend.

Klare Kommunikation

Die Organisationsstruktur der Institution muss dem Projektteam von socialweb umfassend vermittelt werden.

Dokumentation

Die Projektsitzungen werden durch die socialweb-Projektleitung dokumentiert. Wir dokumentieren heute auch interne Sitzungen und Entscheidungen, um Wissen festzuhalten.

Sich Vorbereiten auf neue Module

Eine gute Vorbereitung auf die Konfiguration der einzelnen Module erleichtert Entscheidungen.

Wissensmanagement

 Die Dokumentation und Verteilung des Wissens sind wichtig, um bei Personalwechseln Kontinuität zu gewährleisten.

Testen und Ausprobieren

Das Anlegen von Testpersonen und Ausprobieren im System fördert das Verständnis und die Akzeptanz.

Mehr zu obvita

obvita ist eine soziale Institution mit Sitz in St. Gallen, die sich für die Förderung und Integration von Menschen mit Behinderungen aus der Ostschweiz und aus Lichtenstein einsetzt. Sie bietet vielfältige Dienstleistungen wie Ausbildung, Arbeitsplätze, Wohnangebote und Beratungen für Menschen mit Sehbehinderungen und anderen Beeinträchtigungen.

Durch ihre Angebote unterstützt obvita die Selbstständigkeit und soziale Teilhabe ihrer Klient:innen und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Inklusion in der Gesellschaft.

www.obvita.ch

Matthias Andenmatten in einem blauen Kurzarmhemd

Ihr Ansprechpartner

Matthias Andenmatten
Bereichsleiter socialweb